Nachdem ich seit der Herausgabe meines Führers 2010 nur von ganz wenigen gehört habe, die in der Klamm waren, und diese alle in ca. 4 Stunden durch waren, hatte ich in der letzten Auflage die Angabe für die Abstiegszeit von 8h auf 6-8h reduziert, obwohl sich die Faustregel „1h pro 100m Höhe“ für mich oft bewährt hat. Die reale Zeit kann natürlich sehr verschieden sein:
Wir haben vor einigen Tagen zu zweit die Tour gemacht, sind um 8 Uhr am Parkplatz los (was sich für uns als eindeutig zu spät erwies) und waren kurz nach 22 Uhr mit dem letzten Dämmerlicht am Klammende. Allerdings sind wir über den Gamsbach eingestiegen, was Zustieg und Abstieg wesentlich verlängert. Ich weiß nicht, warum wir so lange gebraucht haben, denn wir haben weder eine Pause gemacht (außer am Einstieg), noch gab es größere Komplikationen. Allerdings haben wir uns für den Gamsbach zuviel Zeit gelassen. Der Ausstieg gestaltete sich wieder sehr lang, da wir uns wegen der Dunkelheit entschlossen, nach unten bis zur Brücke weiter zu gehen, und wir außerdem sehr erschöpft waren. Und natürlich sind viele Leute generell weit schneller als wir, aber die sollten selbst wissen, dass die Zeitangaben für sie nicht gelten.
Verglichen mit bekannten Canyons in den Seealpen oder im Tessin sind die Haken eine Katastrophe. Das soll keine Kritik an den Erstbegehern sein, die natürlich mit Haken sparten, aber die Tour ist nie ordentlich saniert worden. Dass die Haken nach 20 Jahren trotz Hochwasser und Steinschlag noch da sind, ist erstaunlich. Auch bei den hohen Abseilern gibt es meist nur einen Haken, manchmal mit Alulasche. Oft mussten wir von Klemmholz abseilen. Ich weiß natürlich nicht, wie viele Haken wir nicht gefunden haben, aber anderen geht es nicht anders, wie wir an mehreren Seilschlingen am Holz sahen. Durch das Holz besteht übrigens auch die Gefahr eines Seilverlusts (nein, ist uns nicht passiert).
Der Wasserstand dürfte im Juli höher sein als im August, dafür sind die Tage länger. Am Einstieg mit wenig Wasser, gab es gegen Ende viel Wasser. Man muss fast immer im Wasser abseilen, was zwar nicht wirklich ein Problem ist, da sich das Wasser auf die ganze Breite verteilt und es kaum tiefe Gumpen gibt, aber für manchen dürfte die psychische Belastung nicht gering sein. Sicherheitshalber sollte man nach dem letzten ergiebigen Regen 5 trockene Tage verstreichen lassen. Es lagen mehrere tote Gemsen im Wasser.
Die Tour sollten nur Canyonisten mit guter Fitness und viel Erfahrung machen. Es ist wohl die anstrengendste Tour, die ich kenne, Nala und Boggera integral und Bares kommen mir vergleichsweise fast wie Spaziergänge vor (okay, Nala war mit Hubschrauber zum Einstieg und ich war damals fitter). Stirnlampen sind Pflicht (für den Fall, dass es spät wird), eine Übernachtung im Canyon ist mangels eines trockenen Rastplatzes keine Option, die man in Erwägung zieht. Handyempfang gibt es auf der ganzen Tour nicht, nur am Parkplatz! Gut überlegen, wann von den Angehörigen Alarm gegeben werden soll (meiner Ansicht nach erst am nächsten Morgen)!